Elefanten-Führerschein in Thailand - Mens Health, 11/2005

zum Originalartikel, Mens Health

Ein Führerschein für Elefanten im Dschungel Thailands: Marco Krahl hat die Herausforderung angenommen

Unser erstes Date. Und ich gehe gleich auf Tuchfühlung. Nach kurzer Zeit drücke ich mein Gesicht in ihre Haut, runzelig wie die einer Hundertjährigen. Nein, eine Schönheit ist Kommung nicht: aschfahler Teint, Härchen am Kinn, riesige Ohrläppchen. „Sprich mit ihr“, ruft Bodo, der neben drei weiteren Arbeitselefanten steht.

„Sie muss dich kennen lernen.“ Bodo ist die Anstandsdame meines Rendezvous, hier im Dschungel Thailands. Seit Jahren zeigt er Touristen den Umgang mit den Tieren, bildet sie zu Mahouts aus, verleiht ein Zertifikat: den Elefanten-Führerschein. „Wir machen hier nicht so ’nen Disney-Mist“, stellt er klar. Wer nur mal auf Dumbo eine Runde drehen will, ist bei ihm falsch. In seinem Camp zählt harte Arbeit, für Mensch und Tier. Kommung und ich müssen in den nächsten Tagen richtig ran.

„Ich bin der Bodo aus dem Osten und gehe hier nicht mehr weg“
Ein Fahrlehrer mit Erfahrung. Bodo Förster ist ein Mann wie ein Elefant: riesig, bullig, dickköpfig. Keiner, der in die ehemalige DDR passte, und doch lebte er dort. Bis Ende der 80er-Jahre arbeitete er als Elefanten-Pfleger im Ostberliner Tierpark, vernarrt in seine Arbeit und in die Tiere. „Selbst meinen Kindern gab ich Elefanten-Kommandos,“ erzählt er. Dann fiel die Mauer.

Erst zog’s ihn in den Westen, seinen ersten Ausflug machte er nach Hamburg, zu Hagenbecks Tierpark. Dann ging er in den Osten, nach Thailand. Er sprach kein Wort Englisch, geschweige denn Thai, aber das brachte ihn nicht von seinem Vorhaben ab: Er wollte mit Arbeitselefanten umgehen, und die Mahouts sollten es ihm beibringen. Ich bin der Bodo aus dem Osten und gehe hier nicht mehr weg, sagte er damals. Er weiß nicht, ob ihn jemand verstand, aber er durfte bleiben und lernen.

Teil 2: Wie besteige ich einen Elefanten? – Marco Krahl macht es vor…

Wie man ohne Seil und Haken ganze drei Tonnen Lebendgewicht erklimmt

Jetzt lerne ich. Am nächsten Morgen starten wir, wie jeden Tag, in Mae Sapok. In diesem Mini-Dörfchen am Rande des Doi-Inthanon-Nationalparks steht das Gästehaus von Bodo und seiner Frau Lia. Mit dem Geländewagen geht es über eine sandige Schotterpiste, die sich bergauf schlängelt und im Nichts endet. Dann folgt ein Fußmarsch, dieses Mal bergab. Ein Trampelpfad führt über eine Baumstammbrücke, unter dem der Fluss Mae Wang gurgelt, dann sind wir im Camp, auf 1700 Meter Höhe. Von Elefanten keine Spur. Nur zwei Jungs, Silar und Porn, die beiden Mahouts, sitzen vor ihrer Hütte.

„Das Viehzeug ist noch im Wald, wir müssen es holen“, sagt Bodo. Direkt am Camp gibt’s für die Tiere wenig Nahrung, also kommen sie abends tiefer in den Wald, zum Essen und Schlafen.

Sehr tief in den Wald sogar. 40 Minuten schlagen wir uns durch das Gestrüpp bis zu der Stelle, an der die beiden Elefanten-Kühe und ihre Kälber festgemacht sind, mit schweren Ketten. Kommungs Begeisterung mich wiederzusehen hält sich in Grenzen. „Jetzt reitest du sie ins Camp“, sagt Bodo. Ich suche noch nach Steigeisen und Sattel, als er schon ein Kommando donnert. Daraufhin neigt das schwere Mädchen seinen Schädel, drückt den Rüssel zu Boden.

„Und jetzt rauf da“, scheucht mich Bodo. Ein Bocksprung, und ich lande auf ihrem Rücken, der so kratzig ist wie die lederne Rückbank eines ausgedienten Taxis. Meine Lage ist auch nicht die bequemste: Ich klebe auf dem riesigen Ungetüm wie draufgespuckt. In dieser Haltung lässt sich nichts lenken. „Dreh dich um!“, brüllt Bodo. Ich sehe dorthin, wo seine Stimme herkommt. „Guck nicht mich an, guck sie an!“ Mühsam raffe ich mich auf, sortiere die Beine, mache eine 180-Grad-Wende und rutsche in den Nacken des Tieres. „Haltung einnehmen“, feldwebelt mein Fahrlehrer. Ich schiebe meine Knie über Kommungs Ohren, drücke die Unterschenkel dahinter, wie er es mir erklärt. Wie ein Mopedhelm klemme ich auf dem Dickschädel, zwei Meter über dem Boden. Und jetzt?

Teil 3: Die erste Fahrstunde mit dem „Bulldozer“ quer durch den Dschungel

Wie man mit 66 Kilogramm ganze 3 Tonnen lenken kann

Meine erste Fahrstunde. Um so einen Bulldozer durch unwegsames Gelände zu manövrieren, muss man 2 Dinge beherrschen. Erstens: Gang einlegen, und zwar verbal. „Huuuhh“, rufe ich, so laut es geht. Dann trete ich das Gaspedal, das liegt bei Elefanten irgendwo hinter den Ohren. Also bohre ich meine Zehen in die dicke Haut. Nützt das nichts, helfe ich mit einem Bambusrohr nach. Es soll Mahouts geben, die diese Riesen mit ihrem kleinen Zeh dirigieren. Das schaffe ich nicht, aber wenigstens setzt sich Kommung Richtung Camp in Bewegung, beginnt den Dschungel zu planieren.

„Das Viehzeug furzt täglich so viel Methangas, dass ein Auto damit 100 Kilometer weit fahren könnte“
Alle paar Meter hält sie an, um zu tanken, also zu fressen. Dann nietet sie Bambusbäume um und sucht sich die frischesten Triebe. Elefanten benötigen täglich 150 Kilo Nahrung – kein Wunder, bei 3 Tonnen Lebendgewicht. Hinter mir, Richtung Auspuff, knattert es. Abgase! „Das Viehzeug furzt täglich so viel Methangas, dass ein Auto damit 100 Kilometer weit fahren könnte“, sagt Bodo.

Ab und zu muss ich Ästen ausweichen von Bäumen, die Kommung niederwalzt, während sie sich den Weg bahnt – gnadenlos, bergauf, bergab. Ein Blick nach unten, wo es meterweit abwärts geht, erinnert mich daran, dass dieses Modell keine Sicherheitsgurte hat. Also gilt’s, die Schenkel kräftig zusammenzudrücken. Und nicht die Kommandos zu vergessen, sonst kommt Kommung ins Bummeln.

„Huuuuhhh“, brülle ich, bis meine Kehle rau ist wie Elefanten-Haut. Ein Fliegenschwarm bringt mich aus dem Takt. „Treib sie an!“, mahnt Bodo. „Wir wollen schließlich mal ankommen.“ Unmittelbar am Camp staut sich der Mae Wang, bevor er sich den Berg hinabstürzt. Das ist die Waschanlage für die Elefanten. Einmal pro Tag muss man die Tiere baden. Das ist die Aufgabe der Mahouts, also mein Job.

Letzter Teil: Die Abschluss-Prüfung – ob Marco Krahl sie besteht?

Neben der Elefanten-Waschanlage folgt für Marco Krahl die letzte Prüfung im Dschungel-Abenteuer

Ich greife mir einen Schrubber und führe Kommung ins Wasser, auf Befehl geht sie in die Knie. Zum ersten Mal in meinem Leben verpasse ich einem Elefanten eine Abreibung. „Nicht so zimperlich“, ruft Bodo. Ich schrubbe vorn und hinten, dann legt sie sich auf die Seite, und ich krabbele auf ihren Bauch.

Es fühlt sich an, als würde ich auf einem Wasserbett Walzer tanzen. Kommung scheint es zu genießen, dreht sich noch ein wenig, bis ich das Gleichgewicht verliere und neben ihr im Wasser lande. An Land geht die Lackpflege weiter. Das Bad war wichtig, um ihre Haut danach genau unter die Lupe nehmen zu können, denn Verletzungen heilen nur schwer. Deshalb suche ich nach Rissen und Eiterbeulen, kontrolliere die Ohren, wo vielleicht Parasiten nisten, und stochere im Dung, auf der Suche nach Würmern. Arbeitselefanten müssen fit sein, sie sind ja nicht zum Spaß hier.

Vor rund 100 Jahren gab’s in Thailand noch etwa 100 000 Arbeitselefanten, die idealen Waldarbeiter. Sie rodeten Bäume, transportierten und stapelten sie, bis der König 1989 das Abholzen zu wirtschaftlichen Zwecken untersagte. Einige Tiere wechselten in den Tourismus, aber die meisten wurden arbeitslos. In Thailand leben heute nur noch zirka 3000 ausgebildete Arbeitselefanten. „Damit stirbt auch das Wissen der Mahouts aus“, sagt Bodo und legt Kommung das Arbeitsgeschirr um. „Ich hoffe, diese Kultur durch meine Arbeit ein wenig bewahren zu können.“

Endlich die Fahrprüfung
Ich hocke wieder obendrauf. Am anderen Ende des Geschirrs ist bereits ein Baumstamm befestigt. Auf mein Kommando setzt sich Kommung in Marsch, zieht den Stamm einen kleinen Hügel hinauf. Bis zu anderthalb Tonnen können Elefanten ziehen, allein mit dem Rüssel heben sie 200 Kilogramm. Ich treibe sie lautstark an, bis wir unser Ziel erreichen. Bodo strahlt: „Hätten wir noch ein paar Wochen, würde ich einen erstklassigen Mahout aus dir machen.“ Ich bin mir da nicht so sicher, doch ich glaube: Den Schein habe ich in der Tasche.

Haben Sie den Elefantenführerschein? - URLAUB PERFEKT – Das Magazin

erschienen am 18.09.2005

Haben Sie den Elefantenführerschein?

Aussteiger Bodo Förster (42) hat 2001 das Reiseunternehmen Elephant Special Tours im Nordwesten Thailands gegründet. Der Tierpfleger wohnt im Sommer in Berlin, im Winter leitet er mit seiner Frau Lia in einem kleinen Dorf 60 Kilometer von Chiang Mai ein Elefantencamp. Hier können Urlauber den Elefantenführerschein (weitere Info und Buchung: www.elephant-tours.de) machen.

Urlaub Perfekt hat nachgefragt, was Sie bei diesem Abenteuer erwartet.

Urlaub Perfekt: Warum führen Sie in Thailand ein Elefantencamp?
Bodo Förster: Ich wollte den Thailand-Touristen etwas Spezielles anbieten und Beruf und Hobby miteinander verbinden. Ich dachte, wenn ich auf dem Kopf eines Elefanten sitzen kann wie die Mahouts, warum sollen das nicht auch Touristen können?

UP: Was sind Mahouts?
Förster: Mahouts heißen die Elefantenführer beim Bergvolk der Karen.

UP: Wozu haben die Karen die Elefanten genutzt?
Förster: Meine Elefanten sind ausgebildete Arbeitselefanten, die bis zum Verbot des Holzschlages durch die thailändische Regierung 1989 Stämme transportiert haben.

UP: Werden die Elefanten heute noch zum Arbeiten eingesetzt?
Förster: Ja, allerdings werden sie heute fast nur noch im Tourismus eingesetzt,manchmal aber auch als Lastentiere. Ich möchte mit meinem Elefantencamp dieVerbindung zwischen den Kulturen schaffen. Ich möchte die Elefantenkultur, dieimmer mehr verloren geht, den Touristen vermitteln.

UP: Wie haben Sie die Arbeit mit Elefanten gelernt?
Förster: Ich bin vor 15 Jahren das erste Mal nach Asien gekommen und habe das Handwerk von der Pike auf gelernt. Die Mahouts haben gesagt: Beweg diesen Elefanten.
Und weil ich ihn bewegen konnte, durfte ich bei ihnen lernen. Ich weiß selbst nicht, wie das funktioniert hat, aber es hat funktioniert. Die Mahouts akzeptieren mich, weil ich etwas davon verstehe und weil ich sie respektiere.

UP: Wie viele Arbeitselefanten gibt es heute noch?
Förster: Bei uns im Dorf Mae Sopok etwa 60, in Thailand etwa 3000.

UP: Sind die Tiere gefährdet?
Förster: Sie sind akut gefährdet. Noch 1995 gab es 12.000 Arbeitelefanten. Irgendwann wird es keine mehr geben.

UP: Wie viele Camps gibt es in Thailand?
Förster: Es gibt ein großes Camp in Puhket an der Westküste und vier oder fünf große Camps im Norden. Dort stehen teilweise über 100 Elefanten. Dazu kommen mehrere kleine Camps wie meins, in dem rund zehn Tiere leben. Insgesamt gibt es etwa 20 Elefantencamps in Thailand.

UP: Was spricht für einen Urlaub in Ihrem Camp?
Förster:Sie arbeiten in ganz kleinen Gruppen von maximal sechs Leute mit den Tieren. Sie lernen das Land kennen, wie man es eigentlich sehen sollte. Denn Sie machen nicht
nur den Elefantenführerschein, sondern unternehmen Ausflüge zu Orten, die sonst kein Tourist besucht. Dazu gehören einsame Bergdörfer, der Doi-Inthanon-Nationalpark
und abgeschiedene Tempel. Und Sie erleben vielleicht eines der letzten Abenteuer, die es noch auf der Welt gibt.

UP: Wer bucht so ein Abenteuer?
Förster: 70 Prozent meiner Kunden sind Frauen. Das ist der Pferdeeffekt.

UP: Was sagt ihre Frau zu ihrer Elefantenliebe?
Förster: Die findet das Klasse.

UP: Wie läuft eine Reise in ihr Camp ab?
Förster: Die Reise dauert 14 Tage. Davon sind die Gäste sieben Tage im Camp. Dort lernen sie von der Pike an, den Elefanten zu reiten. Fünf Tage stehen Ausflüge
auf dem Programm. Zwei Tage dauert die An- und Abreise. Die Gäste reiten zwei bis drei Stunden am Tag, je nachdem wie fit sie sind. Sie gehen auch in den Dschungel und holen die Elefanten. Meine Elefanten leben nämlich halbwild. Sie werden über Nacht in den Dschungel gebracht und haben dort Zeit zu fressen.

UP: Was beeindruckt die Gäste am meisten?
Förster: Die Gäste müssen sich bei der ersten Begegnung unter Elefanten setzen.Das ist ein unglaubliches Gefühl. Sie sind mitten in den Leibern von sechs bis acht Elefanten, sitzen direkt unter dem Rüssel, unter dem Kopf. Diese unglaubliche Nähe überwältigt die meisten.

UP: Kostet das nicht große Überwindung?
Förster: Es ist mein Ziel, den Gästen dieses Erlebnis zu ermöglichen. Ob sie das Gefühl empfinden, kann ich nicht beeinflussen. In der Regel spüren die Gäste nach der ersten
Woche, dass der Elefant sie annimmt. Auch meine Elefanten brauchen eine Woche, um sich auf die Menschen einzustellen. Ich habe sogar schon Gäste gehabt, die nach einer Woche den Elefanten fast genauso gelenkt haben wie ich.

UP: Wie läuft die Führerscheinprüfung weiter ab?
Förster: In der ersten Woche müssen die Gäste mit dem Elefanten reden, ihn riechen,berühren und mit ihm baden. Am ersten Tag sitzt man auch schon auf dem Rücken.
Zwar noch im Korb, aber so bekommt man ein Gefühl für die rhythmischen Bewegungen. Nach vier Tagen können sie die wichtigsten Kommandos. In der zweiten Woche gehen
sie mit dem Elefanten senkrecht die Wände hoch – das ist irre.

UP: Kann beim Ritt auf dem Elefanten nichts passieren?
Förster Die eine Seite ist der Traum, den Elefanten hautnah zu erleben, die andere ist die Sicherheit. Es kann immer mal etwas passieren, wenn man mit Tieren arbeitet. Jeder kennt das von Pferden, die durchgehen können. Gott sei Dank ist noch nie etwas bei mir im Camp vorgefallen. Ich trainiere die Tiere auf Gerüche von Weißen. Bei mir gibt es zum Beispiel kein Deo. Wenn ich merke, dass meine Elefanten auf Deo reagieren, dann darf kein Deo mehr benutzt werden. Außerdem ist immer ein Mahout dabei, der genau aufpasst.

UP: Kann sich jeder den Traum vom Ritt auf einem Elefanten erfüllen?
Förster: Es kann fast jeder kommen. Viele träumen davon, einen Elefanten zu reiten, aber manche können es dann doch nicht. Das muss man akzeptieren. Das ist einfach so bei Tieren. Einige Besucher kommen einfach an ihre physischen und psychischen Grenzen, Grenzen, die sie vorher gar nicht kannten.

UP: Woran liegt das?
Förster: Uns fällt es schwer, unsere Welt hinter uns zu lassen und in die Welt der Elefanten einzutauchen.

UP: Wie unterscheiden sich die Welten?
Förster: Wir kennen Elefanten alle aus dem Zoo. Man steht davor und sagt, ein großes Tier – aber da ist immer der Graben dazwischen. Stehst du auf einmal direkt vor dem Vieh, fasst es an, es fasst dich an, dann holst du Luft und kannst kaum schlucken. Dann bekommst du einen Adrenalinstoß. Das pulsiert in dir drin, als wenn du auf der Autobahn bei 180 aus dem Sekundenschlaf aufwachst.

UP: Was lernt man für sein Leben?
Förster: Vor so einem Vieh ist der Mensch ganz klein. Man lernt Demut und Geduld. Außerdem fragen viele, wenn sie wieder zu Hause sind: Was können wir tun? Wie geht es eurer Fußballmannschaft? Habt ihr die Lehrerin bekommen?

UP: Sie unterstützen Sozialprojekte vor Ort?
Förster: Wir sind ein profitgeführtes Unternehmen, das ist keine Frage. In meinem Unternehmen arbeiten 15 Leute. Damit übernehme ich die Verantwortung für über zehn Familien, die ich finanzieren muss. Aber nebenbei engagieren wir uns für das Dorf, indem wir leben. Wir haben zum Beispiel eine Schule gebaut, eine Fußballmannschaft gegründet und unterstützen das Krankenhaus.

UP: Welche Projekte planen sie in der Zukunft?
Förster: Das größte Projekt ist der Elefantentreck. Das Camp hat wegen der Regenzeit nur sieben Monate im Jahr geöffnet. Nun überlegen wir, wie können wir die Menschen
zwölf Monate beschäftigen? Deshalb wollen wir jetzt den Elefantentreck probieren. Der führt 200 Kilometer auf dem Rücken der Elefanten über den Doi Inthanon, den größten Berg Thailands. Außerdem wollen wir mit der Fußballmannschaft dieses Jahr aufsteigen, nachdem wir im vergangenen Jahr erstmals am regulären Spielbetrieb teilgenommen haben. Und wir überlegen, wie wir das Müllproblem in den Griff bekommen. Bisher wird hier noch nichts sortiert, sondern alles einfach verbrannt.

UP: Werden Sie ganz nach Thailand gehen?
Förster: Das wird wohl so kommen. Meine Familie lebt aber weiter ein halbes Jahr in Berlin. Es ist nämlich nicht nur unsere Arbeit, sondern wir sind dort zu Hause.Wir sind die einzigen Weißen im Umkreis von 50 Kilometern. Einmal im Monat muss ich Sozialarbeit im Dorf machen oder zahlen. Hier erinnert mich vieles an den Osten.Ich komme aus einer Kleinstadt in Thüringen, besser einem kleinen Dorf im Wald. Und jetzt lebe ich wieder im Wald. Das war mein Traum. Jetzt sind wir so erfolgreich, dass es nicht nur mein Traum ist. Jetzt habe ich eine Verantwortung den Menschen
gegenüber. Jetzt ergeben sich langfristige Perspektiven.

UP: Was gefällt Ihnen besonders in Thailand?
Förster: Die Gelassenheit. In Deutschland sind wir zu angestrengt und verkrampft.

UP: Was vermissen Sie in Thailand?
Förster: Ich vermisse manchmal die Klöße aus Thüringen.

 

Tischgespräch - Radio WDR5 Interview

Gisela Keuerleber mit Bodo Förster, Elefantenfachmann

Bodo Förster lebt ein Doppelleben: Im Sommer ist er in Berlin, im Winter arbeitet erin Thailand mit Arbeitselefanten und Touristen. Letztere will er in die Lage versetzen,auf die mächtigen Tiere zu steigen und mit ihnen zu reiten. Seit drei Jahren hat sein Projekt Abenteuer-Ferien Erfolg und trägt Früchte. Bis dahin war es eine lange

Durststrecke – aber die Liebe zu den Dickhäutern hat wohl auch Förster ein dickesFell wachsen lassen. Stur hielt er an seiner Idee fest, die Tradition im Norden Thailands mit zu bewahren, in dem er Arbeitselefanten einsetzt. Als die Regierung vor 15 Jahren den Holzeinschlag verboten hatte, gab es für die Mahouts, die Elefantenführer, bald keine Arbeit mehr. Auch die Existenz des kleinen Bergvolkes der Karen war bedroht.Nun transportieren einige von ihnen statt Tropenholz Touristen durch unwegsames Gelände, manche Frauen arbeiten im kleinen Touristencamp und für die Kinder wurdeneine Schule und eine Krankenstation gebaut.

Bodo Förster ist seit Jahren ein profunder Elefantenkenner. Als Tierpfleger begann er im Ostberliner Tierpark die Dickhäuter zu lieben, reiste dann nach Laos, Vietnam und wurde schließlich in Thailand ansässig, um mit den Tieren zu arbeiten. Gisela Keuerleber fragt ihn im Tischgespräch nach seiner Elefanten-Liebe und seinem Doppelleben Berlin-Thailand.
Redaktion: Florian Quecke
Sendung vom 15.06.2005, 20:05 Uhr

DERI TONNEN MIT STUREM KOPF - mobil - Das Magazin der Deutschen Bahn

Durch die weitere Nutzung der Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um Ihnen die bestmögliche Browser-Erfahrung zu bieten. Wenn Sie diese Website weiterhin verwenden, ohne Ihre Cookie-Einstellungen zu ändern, oder wenn Sie unten auf "Akzeptieren" klicken, stimmen Sie dem zu.

Schließen